Empfehlung, Empfelung von Nico Bärenklau, News

Rezension | Takis Würger – Unschuld

Molly Carver bleiben nur 35 kurze Tage, um zu beweisen, dass ihr Vater Florentine unschuldig ist und die entsprechende Verurteilung zum Tode abzuwenden. Das vermeintliche Opfer ihres Vaters – der 16-jährige Casper Rosendale, Sohn einer Familie, die einstmals mit den Rockefellers in einem Atemzug genannt wurde und bis heute über erheblichen Einfluss und Ansehen in der Region verfügt. Mit dem Zeitdruck im Nacken beschließt sie, bei den Rosendales unter falschem Namen als Hausmädchen zu arbeiten, um entsprechende Beweise zu finden und das Unheil für ihren Vater abwenden zu können.

Mit dieser Prämisse startet also der neue Roman von Takis Würger, auf den ich mich nach absoluten Highlights wie „Der Club“ und „Stella“ schon seit Oktober gefreut habe. Und was soll ich sagen – meine Erwartungen und Hoffnungen wurden absolut erfüllt.

Was Takis Würger auf den vorliegenden knapp 300 Seiten zu erzählen vermag, ist einfach nur beeindruckend – mit einer wunderbar schlanken und aufs wesentliche heruntergebrochenen Sprache (die mich in Ihrer Knappheit und Präzision teilweise an Papa Hemingway erinnert) schafft es der Autor gleich eine Vielzahl von Themen anzusprechen: die Problematik der Todesstrafe, Medikamentenmissbrauch, Vater-Tochter-Beziehungen, Waffenbesitz, das Gefälle zwischen Arm und Reich und die entsprechende Machtverteilung in den USA und und und….

Was nun klingt wie eine stumpfe Aneinanderreihung von (meist) USA-Spezifischen Themen, vergisst bei alldem das allerwichtigste nicht – die Geschichte von Molly Carver, Ihrem Vater Florentine und der Familie Rosendale. Wo andere Autoren viele, viele Seiten Vorlauf brauchen um Ihre Figuren in Position zu bringen um sie dann in hochdramatischen Situationen aufeinander treffen zu lassen, damit man als Leser auch ja eine Emotion verspürt, reicht bei Würger viel weniger – Stichwort „Motte“….; einfach nur stark.

Takis Würger bleibt einfach einer der spannendsten zeitgenössischen Autoren und hat mit „Unschuld“ wieder einmal bewiesen, wie man in dem Meer aus jährlich erscheinenden Büchern heraussticht, seinen eigenen Stil entwickelt und durchzieht und dabei das wichtigsten nicht vergisst – eine gute, packende Geschichte zu erzählen. Ich jedenfalls freue mich jetzt schon auf sein nächstes Buch.

 

Eine Rezension von Nico Bärenklau

Penguin Verlag

304 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

ISBN: 978-3-328-60168-5

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